Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert planlose Schulöffnungen, mangelnde digitale Ausstattung und die sozialen Folgen der Krise.
„Obwohl die Schulministerin vom Ministerpräsidenten zurückgepfiffen wird, sind die Schulöffnungen laut Fr. Gebauer sehr gut gelaufen. Wir erleben das anders. Das Hü-und-Hott der Landesregierung schafft bei Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften weiter Verunsicherung. Außerdem verstärken sich die alten Probleme, wie die mangelnde digitale Ausstattung“, sagt Anke Meinberg-Nolte, Grundschullehrerin in Lichtenau. Sie ist Mitglied im Kreisvorstand der GEW und weist auf die schwierige Lage hin: „Die Grundschulen sollen nun die Klassen rollieren lassen. Das schafft aber gerade bei arbeitenden Eltern große Herausforderungen, weil sie nun die Kinder in wechselnden Zeiträumen selber betreuen müssen.
Außerdem erreichen wir durch die schlechte technische Ausstattung vor allem die sozial benachteiligten Schüler*innen nicht. Uns fehlen Geräte, aber den Kindern in Armut ebenso. Deren Eltern können auch den fehlenden Unterricht zuhause nicht ausgleichen. Deshalb finde ich die Bevorzugung der Abiturprüfungen unsozial. Für die Abiturient*innen hätte es eine Alternative gegeben – diese Kinder haben keine!”
Aber auch in anderen Schulformen gibt es Unmut. Anett von Gernet, Realschullehrerin in Hövelhof und Mitglied im Kreisvorstand der GEW, sagt: „Wir hängen in den weiterführenden Schulen mit der unklaren Öffnungspolitik genauso in der Luft wie seither die Grundschulen. Wenn der Beschluss am 06. Mai fällt, dann haben wir schon wieder nur drei Tage Zeit uns den neuen Vorgaben anzupassen. Die Schulöffnungen sind nur deshalb in Teilen gut gelaufen, weil die Lehrkräfte sich reinhängen. An dieser Stelle unser ganz großer Danke an die Lehrkräfte und Schulleitungen!“
Das Engagement der Kolleg*innen alleine reiche aber nicht. Anett von Gernet weiter: “Wir machen diese Arbeit gerne und übernehmen auch die Verantwortung für die Schulen vor Ort. Aber dazu braucht es klare Rahmenbedingungen, ausreichend Zeit und Material. Überall schießen nun Videokonferenzen aus dem Boden, auf vielen verschiedenen Systemen. Kolleg*innen werden verpflichtet, sich bei bestimmten privaten Online-Diensten anzumelden. Das geht gar nicht. Es fehlt an digitaler Infrastruktur durch das Land und das Risiko des Datenschutzes bleibt weiter an uns Lehrkräften hängen. Das Land muss hier mehr Verantwortung übernehmen und die Ausstattung in allen Schulen sichern.
Aus Erfahrung wissen wir aber leider: Milliardenprogramme für die Wirtschaft bedeuten nicht automatisch auch mehr Geld für die Bildung.“