Gegen Herzrhythmusstörungen: Premiere am St. Ansgar Krankenhaus in Höxter
Höxter/Horn-Bad Meinberg. Das Leben von Elisabeth Kindervater hängt vor zwölf Jahren an einem seidenen Faden. „Ein Herzschrittmacher rettet mir das Leben“, erinnert sich die Horn-Bad Meinbergerin an damals zurück. Vor wenigen Tagen bekommt sie in der Klinik für Kardiologie am St. Ansgar Krankenhaus der KHWE von Chefarzt Dr. Béla Bózsik den kleinsten Herzschrittmacher der Welt eingesetzt – ein lebensrettendes Geschenk pünktlich zu ihrem 70. Geburtstag.
Für das St. Ansgar Krankenhaus in Höxter ist die Operation eine Premiere. „Für mein Team und mich stellt diese neue und innovative Technologie mit der Kardiokapsel einen Meilenstein in der Herzschrittmacher-Therapie dar“, sagt Chefarzt Dr. Béla Bózsik, der die Klinik für Kardiologie seit einem Jahr leitet und Wissen und Zertifizierung zu dieser Methode mit in die Klinik gebracht hat. Und tatsächlich unterscheidet sich die so genannte Kardiokapsel zahlreiche von den herkömmlichen Schrittmachern. So ist sie beispielsweise weniger als ein Zehntel so groß, etwa so wie eine Vitamintablette oder eine Ein-Euro-Münze.
Die Kapsel ist ganze 24 Millimeter lang, hat einen Durchmesser von neun Millimetern und ist demnach klein genug, um über einen Katheter minimalinvasiv über die Leiste oder den Hals unmittelbar ins Herz eingebracht zu werden. Lästige Narben am Oberkörper bleiben also aus, auch geht die Operation im Vergleich mit nur 30 Minuten deutlich schneller. Aber dabei geht es nicht nur um Optik oder Schnelligkeit: Mit der Kardiokapsel entfallen die Risiken einer Infektion, die aber natürlich nie zu 100 Prozent zu vermeiden sind. Spätere mögliche Komplikationen wie das verrutschen der Kabel und Infektionen oder Verschlüsse der Venen, durch die die Kabel laufen, fallen weg.
„Ich hatte vor der Operation große Angst“, gibt Elisabeth Kindervater zu. Doch dass sie sich nur einen Tag später wieder so fit fühlt, problemlos das Bett verlassen und sogar nach Hause entlassen zu können, hat sie nicht für möglich gehalten.
Sobald die Kardiokapsel positioniert ist, wird sie an der Herzwand befestigt. Dr. Béla Bózsik: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Schrittmachern sind weder Elektroden erforderlich noch muss operativ eine Tasche unter der Haut angelegt werden.“ Stattdessen wird das System mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert und gibt über einen Pol an der Spitze des Geräts die elektrischen Impulse für die Herzaktivität ab.
Trotz ihrer kleinen Größe, beträgt die geschätzte Lebenszeit der Kapselbatterie zehn Jahre. Das System reagiert auf den Aktivitätsgrad des Patienten, indem es die Schrittmachertätigkeit automatisch anpasst. Darüber hinaus ist der kleinste Herzschrittmacher der Welt für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen und hält dem Patienten so den Zugang zu den fortschrittlichsten diagnostischen Bildgebungsverfahren offen. Etwa eine halbe Million Menschen weltweit bekommen pro Jahr einen Herzschrittmacher implantiert, davon allein 80.000 in Deutschland.
Fotos: Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge gGmbH