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Wirtschaft

Konjunktur in Lippe: Rückläufige Nachfrage trifft auf hohe Kosten

Die schwache Konjunktur, brodelnde Krisenherde sowie diverse Geschäftsrisiken erschweren den lippischen Unternehmen das Wirtschaften. Die Inflation erweist sich mit 4,7 Prozent im September als hartnäckig. Die Zinserhöhungen wirken, entfalten jedoch eine konjunkturdämpfende Wirkung. Die Nebenwirkungen: Auftragseingänge sinken. Teilweise wird Kurzarbeit angezeigt. Kredite werden teurer. Somit bleiben Investitionen oft aus. Und auch der private Konsum schwächelt, da die Lipper:innen wieder sparsamer mit ihrem Geld umgehen.

„Als IHK darf uns diese Entwicklung nicht gefallen. Wir fordern von der Politik Lösungen. Dabei geht es nicht nur um die ausufernde Bürokratie, die die Wirtschaft lähmt. Wir müssen in Europa und in Deutschland dringend wieder einfacher, schneller und günstiger werden. Eine Bürokratie-Trendwende ist nötiger denn je“, fordert Volker Steinbach, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), das Ergebnis der Konjunkturumfrage.

Der Konjunkturklimaindikator der IHK Lippe visualisiert das Ergebnis der Salden der Geschäftslagen und -erwartungen der Unternehmen. Dabei signalisieren 100 Punkte aus technischer Sicht eine ausgeglichene Stimmung. Seit der Erhebung der Daten in 1993 hat sich in Lippe ein langjähriger, positiver Durchschnitt von 109,3 Punkten etabliert. An der aktuellen Konjunkturumfrage haben sich 239 Unternehmen beteiligt. Das Ergebnis: Der Index fällt stark von 101,1 auf 82,8 Punkte. Die Stimmung in der lippischen Wirtschaft wird schlechter. Zum Vergleich: Auf IHK-Bundesebene liegt das Geschäftsklima ebenfalls bei 82 Punkten. Die Industrie- und Handelskammern kommen im NRW-Durchschnitt auf ein Geschäftsklima von 86 Punkten.

Branchenübergreifend beurteilen 30 Prozent der Antwortenden in Lippe die Geschäftslage mit „gut“ (Frühjahr: 32 Prozent). Der Anteil der Unzufriedenen steigt allerdings stark von einem Sechstel auf knapp 30 Prozent an. Für rund 40 Prozent der Unternehmen ist die Lage „befriedigend“ (Frühjahr: 52 Prozent). Hohe Kosten für Materialen, Waren und Personal sowie Energie belasten alle Branchen.

Die Industrie ist unzufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Nur 14 Prozent vergeben „gute“ Konjunkturnoten (Herbst 2022: 33 Prozent). 42 Prozent bezeichnen die momentane Geschäftslage als „schlecht“ (Herbst 2022: 27 Prozent). Rund 44 Prozent bewerten die Lage als „befriedigend“ (Herbst 2022: 40 Prozent). Schwache Auftragseingänge sowie teilweise stornierte Aufträge machen der Branche zu schaffen.

Der Handel in Lippe ist ebenfalls unzufrieden mit dem laufenden Geschäft. Nur noch 15 von 100 Händler:innen vergeben „gute“ Konjunkturnoten (Frühjahr: 25 Prozent). Für die Hälfte ist die aktuelle Situation „befriedigend“ (Frühjahr: 57 Prozent). Fast zwei Drittel beurteilen die Geschäftslage als „schlecht“ (Frühjahr: 18 Prozent). Fehlendes Geschäftsvolumen und Fixkostensteigerungen sind hier die Gründe.

Der Dienstleistungssektor bewertet die Lage zum dritten Mal in Folge schlechter. 35 Prozent geben eine „befriedigende“ Lage an (Frühjahr: 48 Prozent). Jede vierte Rückmeldung entfällt auf eine „gute“ Geschäftslage (Frühjahr: 34 Prozent). Viele Unternehmen spüren jedoch die Verunsicherung der Kund:innen. Eine „schlechte“ Geschäftslage zeigt dementsprechend ein Viertel an (Frühjahr: 17 Prozent).

Das lippische Gastgewerbe profitierte von der hohen Nachfrage der Gäste im Sommer. Der berufliche Reiseverkehr entwickelte sich zuletzt ebenfalls positiv. Die Geschäftslage hat sich somit deutlich verbessert. 46 Prozent bewerten die aktuelle Lage mit „gut“ (Frühjahr: 21 Prozent). Die Aufenthaltszeiten seien ab 2023 länger geworden. Nicht mehr 60, sondern 42 Prozent geben eine „befriedigende“ Lage an. Von einer „schlechten“ Lage berichten noch 12 Prozent (Frühjahr: 19 Prozent).

Insgesamt steigen sechs der acht abgefragten Geschäftsrisiken an. Die größte Herausforderung der lippischen Wirtschaft liegt branchenübergreifend in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen (65 Prozent), der nachlassenden Inlandsnachfrage (63 Prozent), den hohen Arbeitskosten (55 Prozent, Rekordwert), wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (53 Prozent), sowie dem Fachkräftemangel (42 Prozent). Das Risiko des Rückgangs bei der Auslandsnachfrage hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt (28,3 Prozent). Erschwerte Finanzierungsbedingungen steigen seit Winter 2021 konsequent auf einen Rekordwert von nun 17,5 Prozent an. Wechselkursrisiken spielen nur für sechs Prozent der Unternehmen eine Rolle.

Für 64 Prozent der Unternehmen ist die Finanzlage unproblematisch. Zu Jahresbeginn waren dies noch 76 Prozent. Branchenübergreifend kämpfen jedoch 21 Prozent mit einem Eigenkapitalrückgang (Herbst 2022: 18 Prozent). Mehr als jedes sechste Unternehmen leidet unter Liquiditätsengpässen (Herbst 2022: 12 Prozent). 12 Prozent der Unternehmen melden eine hohe Fremdkapitalbelastung (Herbst 2022: 3,5 Prozent). Sieben Prozent berichten zudem von zunehmenden Forderungsausfällen (Herbst 2022: 5 Prozent).

Die Erträge im Vergleich zum Vorjahr sind bei rund 52 Prozent der Unternehmen gefallen (Herbst 2022: 39 Prozent), in 26 Prozent der Fälle gestiegen (Herbst 2022: 25 Prozent) und bei einem guten Fünftel gleichgeblieben (Herbst 2022: 36 Prozent). Für die nächsten 12 Monate erwarten jedoch nur noch 48 Prozent aller Antwortenden, dass die Erträge geringer ausfallen werden (Herbst 2022: 61 Prozent). Bei 13 Prozent werden die Erträge vermutlich steigen (Herbst 2022: 10 Prozent).

Die Unwägbarkeiten, die erhöhten Kosten sowie teurere Firmenkredite erschweren es den Unternehmen, zu investieren. Hauptmotiv für Investitionen bleibt der Ersatzbedarf mit 62 Prozent (Frühjahr: 64 Prozent), gefolgt von 37 Prozent bei Rationalisierungsmaßnahmen (Frühjahr: 40 Prozent) und 35 Prozent Produktinnovationen (Frühjahr: 30 Prozent). Nur noch ein Fünftel anstelle von einem Viertel will die Kapazitäten ausweiten. 27 Prozent investieren in Umweltschutz bzw. in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz (Frühjahr: 23 Prozent).

Hauptmotiv gegen Investitionen bleibt mit 55 Prozent die zu geringe Nachfrage (Frühjahr: 57 Prozent), bei 35 Prozent sind es vorhandene Kapazitätsreserven (Frühjahr: 28 Prozent). In 29 Prozent der Fälle sprechen zu hohe Fremdkapitalzinsen gegen Investitionen (Frühjahr: 19 Prozent), bei 23 Prozent stehen administrative Hemmnisse im Weg (Frühjahr: 18 Prozent). Rund drei Prozent der Unternehmen erzielen eine bessere Rendite, wenn sie in Finanzanlagen investieren (Frühjahr: sechs Prozent).

Viele Unternehmen fahren aufgrund der schwächeren Nachfrage auf Sicht. Bei einer unveränderten Zahl von 61 Prozent soll die Zahl der Mitarbeitenden in den nächsten Monaten gleichbleiben. Knapp jeder zehnte Betrieb will zusätzliches Personal einstellen. Im Frühjahr waren es noch doppelt so viele. In den Branchen, die Personal suchen, fällt es den Unternehmen jedoch weiterhin schwer, geeignetes Personal zu finden. Ein Drittel der Unternehmen wird vermutlich Arbeitsplätze reduzieren (Frühjahr: 12 Prozent).

Branchenübergreifend erwarten nur 10 Prozent der Betriebe, dass sich die Geschäftslage in den nächsten Monaten verbessern wird (Frühjahr: 14 Prozent). Rund die Hälfte erwartet keine Veränderung (Frühjahr: 60 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die befürchten, dass sich die Geschäftsaussichten eintrüben, hat von einem Viertel auf 41,5 Prozent stark zugenommen.

„Die Wirtschaft braucht verlässliche und langfristig ausgerichtete Leitplanken. Unsere Unternehmen müssen politischem Handeln und getroffenen Entscheidungen vertrauen können“, betont Svenja Jochens, Hauptgeschäftsführerin der IHK Lippe.

Die IHK Lippe hat die Unternehmen im Zeitraum vom 04.09.-22.09.2023 befragt.

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