Barack Obama ist ein Fan. Neymar zockt es mit Vorliebe. Matt Damon ist am Spieltisch zuhause. Ben Affleck hat 2004 sogar eine Meisterschaft gewonnen: Poker ist in allen gesellschaftlichen Kreisen ein Hit. Anspruchsvoll ohne Snobfaktor, schnell zu begreifen und schwer zu beherrschen – die Faszination des facettenreichen Kartenspiels ist längst auch in der Film- und Musikszene erkannt worden.
So mancher Blockbuster oder
Charthit zelebriert das Game, bei dem das Glück nur eine marginale Rolle spielt
und der Zocker sich stattdessen selbst beweisen muss.
Ein musikalischer Hauptgewinn
war „The Gambler“ für Country-Legende Kenny Rogers. In der melancholisch
angehauchten Zockerballade gibt ein Reisender im Zug seiner
Zufallsbekanntschaft seine am Spieltisch hart erworbenen Lebensweisheiten
weiter.
Die wichtigste davon: zu wissen, wann es Zeit zum Gehen ist und am Schluss immer sein Geld zu zählen. Dazu ist es allerdings wichtig, sich den Wert seiner Poker Chips gemerkt zu haben.
Lady Gaga gelang 2008 mit
„Pokerface“ ein Welterfolg, der die US-Amerikanerin gleich mit ihrem Debütalbum
zum Superstar machte. Metaphern aus der Zockerszene und ein eingängiger
Rhythmus machten den Song nicht nur in Pokerkreisen unvergesslich.
„Pokerface“, also eine undurchdringliche Miene, in der keinerlei Gefühlsregung abzulesen ist, ist auch der Titel einer neuen Krimireihe mit Natasha Lyonne. Sie spielt in dem Fernsehhit unter der Regie von Rian Johnson eine Hobbydetektivin, die sich von keinem noch so trügerischen Pokerface aufs Glatteis führen lässt und jeden Lügner auf Anhieb erkennt. Die häufig mit Columbo verglichene Serie ist international einer der größten neuen TV-Erfolge.
Wenn die Amateurschnüfflerin
allerdings in der klassischen Gaunerkomödie „The Sting“ mit an Bord gewesen
wäre, hätte der Filmhit von 1973 mit Paul Newman und Robert Redford ganz anders
ausgesehen. Die zwei setzen nämlich in ihrem Rachefeldzug gegen einen
Mafiaboss, der ihren Freund auf dem Gewissen hat, auf ein Pokerspiel im Zug.
Dass Paul Newman dabei einen Betrüger mit einem präparierten Deck beschummelt,
ist einer der Höhepunkte des Oscar-prämierten Films.
Falschspiel ist vor allem in
alten Western ein beliebtes Thema gewesen. Es gibt kaum eine ausgedehnte Szene
im Saloon, in der nicht die Karten auf den Tisch kommen und jemand des Zinkens beschuldigt
wird.
Zu den schönsten Zockerfilmen
aus der Blütezeit Hollywoods gehört „A Big Hand for the Little Lady“ mit Henry
Fonda und Joanne Woodward. Ein alljährliches Pokerspiel um hohe Einsätze lockt
fünf reiche Männer ein. Doch als einer von ihnen erkrankt, übernimmt seine Frau
den Platz am Kartenspiel … Der von gelungenen Überraschungen strotzende Film
ist noch heute hoch gelobt.
Um gezinkte Karten und
raffinierte Tricks geht es auch in der Fernsehserie „Maverick“ mit James Garner
in der Titelrolle. Er und seine Brüder (einer wird von Roger Moore gespielt)
sind ein paar elegante Lebenskünstler im Wilden Westen, die sich mit
Falschspiel durchschlagen. James Garner taucht auch mehr als 30 Jahres später
in der Verfilmung von „Maverick“ auf, obwohl er auf der Kinoleinwand die
Titelrolle an Mel Gibson abgeben muss.
Kein anderer Roman- und
Kinocharakter ist so eng mit dem Glücksspiel verbunden wie der fiktive
britische Geheimagent James Bond. Obwohl er wie sein Schöpfer Ian Fleming vor
allem Baccarat zockt, greift Agent 007 in „Casino Royale“ in Daniel Craigs
erstem Bond-Abenteuer stattdessen zu den Pokerkarten. Er will mit
millionenschweren Einsätzen den zwielichtigen „Le Chiffre“ ruinieren, der sein
Geld zum Finanzieren von Terrororganisationen nutzt.
Die Idee zum dem spannenden Pokerspiel, das zu einem der atemberaubendsten Elemente der spannungsgeladenen Blockbusterserie zählt, stammt aus Flemings eigener Zeit als Geheimdienstler im Zweiten Weltkrieg. Er konnte den Plan, mit dem er Nazis die Taschen leeren wollte, allerdings nicht wie erhofft umsetzen.
Auf echten Begebenheiten
beruht Aaron Sorkins Kinohit „Molly’s Game“ mit Jessica Chastain in der Titelrolle.
Erzählt wird die Geschichte vom Aufstieg und Fall von Molly Bloom, die nach
einem Unfall ihre Hoffnung auf olympische Erfolge im Ski aufgeben muss und auf
die Gastgeberinnenrolle beim Poker umsteigt. Schon bald organisiert sie Spiele
für Hollywoodstars – und für Gangster, die die illegalen Pokerrunden im
Hinterzimmer für Geldwäsche benutzen. Mollys Glückssträhne ist zu Ende, als sie
ins Visier des FBI gerät.
„Cincinnati Kid“ mit Steve
McQueen in der Hauptrolle gilt vielfach als der Pokerfilm schlechthin. Der
Nachwuchszocker, der bei Hand um Hand abräumt, sieht sich schon als unschlagbar
an. Doch dann trifft er auf den erfahrenen Zocker Lancey Howard, der mindestens
so gut in Mathematik und Psychologie ist wie „Cincinnati Kid“.
Selbst kurze Pokerszenen
können tiefe Eindrücke hinterlassen. Zu den schönsten Momenten in dem
Gaunerfilm „Ocean’s 11“ mit George Clooney und Brad Pitt in den Hauptrollen
zählt das erste Treffen der beiden nach der Entlassung von Danny Ocean aus dem
Gefängnis. Er steigt in eine von seinem alten Kumpan Rusty geleitete Pokerrunde
ein und demonstriert Rustys Schülern, einer Gruppe von Hollywood-Jungstars, wie
sogar ein erfahrener Zocker geblufft werden kann. Dass die Nachwuchsspieler von
echten Hollywoodstars mit einer Schwäche für Poker dargestellt werden, macht
die Szene noch bemerkenswerter.
Das anspruchsvolle Spiel ohne
Snobfaktor, bei dem sich jeder Zocker beweisen kann und muss, ist in allen
Kreisen ein Hit.