Reisen

Alle Mann an Deck, Polarbär in Sicht!

Auf 550 Seemeilen, kann es schon sein, daß der ein oder andere Eisbär gesichtet wird

Viele, viele Eindrücke auf einer eigentlich so kurzen Reise. Obwohl "nur" Natur pur zur Verfügung steht. Die M/S Nordstjernen ist kein Kreuzfahrtschiff mit Vergnügungscharakter. Keine allabendliche Show oder Spielautomaten locken aus der Kabine sondern die atemberaubende Landschaft steht hier im Fokus. Die "alte Dame" ist immerhin schon fast 60 Jahre. Wer Nostalgieschiffe, das Persönliche und die Nähe zum Meer bevorzugt ist hier richtig.

Der nächste Landgang steht nachmittags an. Diesmal ist es auch ein tatsächlicher Landgang. Die Polarcirkelboote fahren wie gehabt die Gäste in Gruppen ans Ufer. Zuvor ist schon ein Reiseleiter an Land, um nach Eisbären von einem Felsvorsprung Ausschau zu halten. Das Aussteigen erfolgt am Strand per Trittleiter, auch hier stehen wieder die Guides den Gästen zur Hilfe bereit. Die Schuhe bleiben trocken. Jeder der Guides trägt zum Schutz ein Gewehr bei sich. Texas Bar nennt sich die Trapperhütte, die wir hier vorfinden. 1927 hat Hilmar Nois, ein bekannter norwegischer Trapper, diese Unterkunft gebaut und benutzt. Die Wanderlustigen unter den Reisenden begeben sich auf eine kleinen Gang zur nächsten südlich gelegenen Lagune. Unterwegs sind Polarweiden und Fuchsfallen zu sehen. Auf Svalbard gibt es zwei Baumarten, die Zwergbirke und Polarweide. Auch wenn sie hundert Jahre alt sind, werden sie durch die herrschende arktische Witterung nur einige Zentimeter hoch. Im Monat Juli ist Blütezeit für die kleinen feinen Blumen wie stengelloses Leimkraut und Gletschermohn. Sie zaubern auf die karge Tundrafläche den ein oder anderen farbigen Fleck. Bevor die Tenderboote die "Wanderer" wieder abholen, geht es noch durch knietiefen Schnee. Die Wartezeit bis zur Einschiffung nutzen einige Mutige, um ein Bad in dem eiskalten Fjordwasser zu nehmen.

Am Abend herrscht Aufregung an Bord als der 80. Breitengrad überschritten wird. Sekt steht vom Expeditionsteam bereit und alle jubeln an Deck. Der Kapitän lässt das Nebelhorn ertönen. Nur hier kann dieser Breitengrad dank der Ausläufer des Golfstroms auf dem Wasser überfahren werden. In nördlicher Richtung ist die Sandbank Moffen zu sehen. Bis auf dreihundert Meter dürfen wir uns nähern. Zwei Walrosskolonien liegen faul am Strand. Der Wind an Deck ist berstig. Gut, dass es an Bord Thermoanzüge kostenfrei zu leihen gibt.

Diese Nacht lohnt es sich, den Wecker zu stellen, denn gegen 3 Uhr soll die Einfahrt in den Magdalenenfjord erfolgen. Müde aber neugierig , heißt es beim Ertönen des Weckers aus der Koje zu krabbeln. Halt ein etwas anderer Urlaub. Nicht zu viel versprochen scheint die Mitternachtssonne hell. Kaum zu glauben, dass es eigentlich Nacht ist. Auf dem Außendeck ist es kalt. Das Fjordwasser ist stahlblau und die Berggipfel sind von Schnee umringt. Gletscherarme zeigen ihren Weg ins Meerwasser.

Am nächsten Morgen befindet sich das Schiff im Krossfjord. Gefrühstückt wird bei tollem Sonnenschein vor dem Tinayre Gletscher. Vorbei am Vogelfelsen Cadiopynten, wo einige Papageientaucher und viele Dreizehenmöwen brüten, geht es zum nächsten Landgang. Aufgrund des Wetters muss das Expeditionsteam um planen. Dies ist auf solchen Reisen nicht unüblich. Statt Camp Lloyd zu besichtigen findet der Landgang in Ny London statt. Die Sonne meint es gut und begleitet den gesamten Ausflug. Ny London befindet sich im Kongsfjord und wird auch Camp Mansfield genannt. Ernst Mansfield hat hier die Mittel zusammengebracht, um Marmor abzubauen. Die rostigen Maschinen und Ruinen lassen den Aufwand erahnen. Doch leider war der Marmor unbrauchbar und das Unternehmen von Mansfield scheiterte.

Wieder mit dem Schiff in Fahrt wird in nur zwei Kilometer Luftlinie eine Eisbärin mit einem Jungen gesichtet. Der Kapitän fährt langsam auf das Ufer zu. Die Passagiere machen sich auf dem Weg zum Schiffsbug. Keiner möchte den Blick auf die Polarbären verpassen. Einige Minuten dauert das Schauspiel bis die Bären weitertrotten.

Der Himmel bezieht sich etwas. Regnen tut es seltener auf Spitzbergen. Bewölkt ist es öfter. Die Eisschollen im Fjord werden wieder mehr. Ossian Sars ist der nächste Anlandungspunkt. Entlang an einer Gletschermoräne geht der Aufstieg hinauf zu einem sagenhaften Ausblick. Während alle den grandiosen Blick genießen, findet sich hinter den Reisegästen ein Rentier ein. Es hat die Ruhe weg und frisst weiter. Die Fotoapparate klicken.

Der Abend wird für einen Fußmarsch durch Ny Alesund genutzt. Dieser Ort gehört zu den nördlichsten Siedlungen der Erde. Hier befindet sich das begehrte nördlichste Postamt der Welt. Der Wind ist eisig. Es wird dazu angehalten, auf den Wegen zu bleiben, denn einige Vögel brüten oder ziehen ihren Nachwuchs im Ort auf. Weißwangengänse grasen mit ihren Küken. Es ist schon erstaunlich was die Kleinen aushalten können.

Etwas welliger wird die Rückfahrt nach Longyearbyen fortgesetzt. Am nächsten Morgen wird der Hafen pünktlich erreicht. Mit vielen neuen und erlebnisreichen Eindrücken heißt es, von der M/S Nordstjernen Abschied zu nehmen. Wieder stehen im Spitsbergen Hotel Zimmer für die Reisenden zur Verfügung. Nun kann noch der Ort und die Geschäfte auf eigene Faust erkundet werden. Am Abend gibt es ein festliches Abschiedsessen. Longyearbyen wird wegen der Nähe zum Nordpol auch Santa Claus Town genannt. Im Ort ist ein überdimensionaler Briefkasten zu finden.

Auf der Spitsbergen Travel Homepage (www.spitsbergentravel.com) gibt es nach jeder Expeditionsfahrt mit der M/S Nordstjernen ein Log-Buch der Reise mit den Sichtungen und Erlebnissen in englischer Sprache.

Hurtigruten Expeditionsfahrt mit der M/S Nordstjernen gibt es in 2015 bis August und wieder im Sommer 2016.

Zweimal die Woche, Montag und Donnerstag, finden die Abfahrten ab Longyearbyen statt. Als besonderes Angebot für Alleinreisende: Einzelkabine ohne Zuschlag für Montagsabfahrten im August 2015.

Und das Schöne ist: Jede Fahrt verläuft anders aufgrund von Sichtungen, Wetter usw.

Fotos: by IDa

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