Deutschlands Weg in die Zukunft der Mobilität und Arbeit mit Sinn
Die Zukunft der Mobilität und Arbeit in Deutschland steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Im Gespräch mit Prof. Dr. Josef Löffl wird deutlich, welche Herausforderungen und Chancen sich dabei ergeben und welche Rolle der sozialen Marktwirtschaft und der Bedeutung digitaler Lösungen in einer sich wandelnden Welt zukommt. Auf der 81. Young Leaders Akademie in Paderborn lernte die Teilnehmerin Katharina Friemert Josef Löffl, den Professor an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und Institutsleiter des IWD Instituts für Wissenschaftsdialog als Referenten kennen. Danach ergab sich folgendes Interview.
Die Bedeutung von digitalen Vorbildern
Katharina Friemert: An welchen Ländern sollte sich Deutschland ein Beispiel nehmen und in welchen Punkten genau?
Prof. Dr. Josef Löffl: Ich denke, wir könnten viel von den jungen Demokratien in Osteuropa, besonders den baltischen Staaten wie Estland, Litauen und Lettland, lernen. Diese Länder haben einen sehr entspannten Umgang mit Digitalität gefunden und lösen viele bürokratische Prozesse komplett digital. Beispiele hierfür sind die Verlängerung von Personalausweisen oder die Änderung der Meldeadresse, die dort online erledigt werden können. Wir sollten uns fragen: Was machen sie besser als wir? Auch Länder wie Finnland haben im Bildungsbereich und im Umgang mit Digitalität viel erreicht. Von diesen Nachbarländern können wir viel lernen, ohne das Rad neu zu erfinden.
Es geht darum, einfache Regularien zu finden, die nicht perfekt sein müssen, aber praktikabel sind. Wir sollten mehr digitale Demokratie wagen und versuchen, eine Balance zwischen Regularien und Flexibilität zu finden.
Soziale Marktwirtschaft und nachhaltige Mobilität
Katharina Friemert: Auf der Young Leaders Akademie sprachen Sie davon, dass man die „soziale Marktwirtschaft neu überdenken“ solle. Inwiefern meinen Sie das und wie lässt sich dies auf die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität übertragen?
Prof. Dr. Josef Löffl: Ludwig Erhard, der Vater der sozialen Marktwirtschaft, schuf ein System, das die Gesetze des Marktes mit einem starken Sozialstaat kombiniert. Heute treten wir in eine neue Art von Ökonomie ein, in der Daten die Schlüsselressource sind und Maschinen Maschinen produzieren. Wir müssen uns fragen: Wie sieht Arbeit zukünftig aus? Welche Art von Produktivität brauchen wir? Und wie beeinflusst dies unsere Vorstellung von nachhaltiger Mobilität?
Ein Aspekt nachhaltiger Mobilität könnte zum Beispiel vermehrtes Homeoffice sein, da dadurch weniger Menschen mit dem Auto oder anderen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren müssen. Doch es ist wichtig, auch die psychologischen Auswirkungen zu betrachten. Empathie und Vertrauen könnten leiden, wenn Menschen sich nur selten persönlich treffen. Ich glaube, eine nachhaltige Form der Arbeit besteht darin, dass Menschen in ihrer Tätigkeit einen Sinn sehen. Wenn Menschen einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie psychisch krank werden. Das gilt auch für den Mobilitätssektor. Das Bedürfnis, einer Arbeit nachzugehen, die zu unserem Wesen passt, ist zentral. Dies ist keine Forderung des Deutschen Gewerkschaftsbunds, sondern ein Gedanke, über den wir in Zeiten zunehmender seelischer Belastungen nachdenken sollten. Arbeit gibt uns Halt, und nicht jeder Mensch wünscht sich Remote-Work. Nachhaltigkeit bedeutet daher auch, Arbeitsmodelle zu finden, die zu den individuellen Bedürfnissen der Menschen passen.
Fazit
Die Zukunft der Arbeit und Mobilität in Deutschland hängt stark von der Fähigkeit ab, von anderen Ländern zu lernen und die soziale Marktwirtschaft an neue Gegebenheiten anzupassen. Digitale Lösungen und sinnstiftende Arbeit sind Schlüsselfaktoren für eine nachhaltige Entwicklung. Es ist an der Zeit, mutig neue Wege zu gehen und dabei vor allem die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.