Die Deutschen sind nicht gerade als freudige Early Adopters bekannt, die neuartige Innovationen direkt mit offenen Armen empfangen. Das allgemeine Misstrauen, bzw. die Bevorzugung von altbewährten Optionen, zeigt sich auch in Sachen Kryptowährungen. Die deutsche Skepsis gegenüber Bitcoin ist hierzulande eindeutig zu erkennen, so sind nur etwa 20 % der Deutschen dem Bitcoin gegenüber optimistisch eingestellt. Doch langsam ändert sich die Einstellung: die Zahl der Deutschen Krypto-Investoren ist gewachsen, wie eine Studie von BearingPoint zeigt. Im Vergleich zum Vorjahr, ist die Anzahl von Menschen, die Kryptowährungen nutzen 2022 von 7 auf 8 % angestiegen.
Könnte sich dieses Wachstum mit dem Umbruch, der bei der Kryptowährung mit der zweitgrößten Marktkapitalisierung bevorsteht, noch verstärken? Die Entwickler des Ethereum-Netzwerks mit der nativen Kryptowährung Ether haben gerade einen vorläufigen Plan für den sogenannten „Merge“ (übersetzt: Zusammenführung) verkündet. Dabei handelt es sich um den lang geplanten Wechsel vom Validierungssystem „Proof of Work“ (PoW) auf „Proof of Stake“ (PoS), welcher die benötigte Rechenleistung und damit die Auswirkungen auf die Umwelt drastisch reduzieren soll. Die Investoren scheinen darüber erfreut, denn nach der Verkündung stieg der Wert von Ether um bullische 40 % an. Vor allem vor dem Hintergrund der stetig voranschreitenden Adoption der digitalen Assets im Alltag könnte der Wechsel zu PoS das Vertrauen in Ether steigern.
Adoption von Kryptowährungen schreitet voran
Obwohl sich die digitalen Assets noch weit vom Mainstream entfernt befinden, ist eine stetig weitreichendere Adoption von Kryptowährungen zu erkennen, während Bitcoin, Ether und Co. bei immer mehr Menschen und Unternehmen zum Einsatz kommen. Payment-Dienstleister PayPal ist hier als Vorreiter dabei und hat schon 2020 das Feature eingeführt, mit dem US-Kunden Kryptowährungen über PayPal kaufen, halten und verkaufen können. Inzwischen ist es US-Kunden sogar möglich, im gesamten PayPal-Händlernetzwerk mit den digitalen Assets Käufe abzuschließen. Auch andere digitale Wallets wie Skrill und Neteller erlauben das Aufladen mit Kryptowährungen, um online Zahlungen damit zu tätigen. Altbekannte Zahlungsoptionen wie die gute alte Kreditkarte ist beim Krypto-Trend ebenfalls dabei, denn inzwischen gibt es einige Kreditkarten, die Zahlungen mit Kryptowährungen ermöglichen. Zu den Anbietern, die im Krypto Kreditkarten Vergleich am besten abschneiden, gehören unter anderem die Bitpanda Visa und die Visa-Karte von Crypto.com. Diese Karten lassen sich einsetzen wie gewöhnliche Kreditkarten, dabei kommen aber nicht Fiatwährungen, sondern Kryptowährungen zum Einsatz. Die Kreditkartenfirmen Visa und auch Mastercard haben zudem längst ihre Unterstützung der digitalen Assets bekannt gegeben und werden wohl in Zukunft noch mehr Ressourcen in diesen Bereich investieren und damit die digitalen Währungen weiter in Richtung Mainstream befördern. Mit dem bevorstehenden „Merge“ könnte dieser Trend weiter beflügelt werden.
Ethereum: Der Wechsel von Proof of Work zu Proof of Stake
Nun steht auf der Blockchain eine enorme Änderung bevor, die Ethereum größeres Vertrauen der Nutzer bescheren könnte. Wie Studien gezeigt haben, mangelt es den Deutschen noch an Vertrauen gegenüber den digitalen Assets. Mit dem bevorstehenden „Merge“ auf Ethereums Netzwerk könnte dieses jedoch gesteigert werden.
Da es auf der Blockchain keine zentrale Instanz gibt, die Transaktionen prüft, wurde der Konsensmechanismus „Proof of Work“ (PoW) eingeführt. Sowohl Bitcoin als auch Ethereum basierten bisher auf diesem Validierungsverfahren. Über aufwendige kryptografische Berechnungen, die durch Krypto-Miner aus aller Welt gelöst werden, werden bei diesem Verfahren Transaktionen validiert und genehmigt und somit die Sicherheit und Unveränderlichkeit der Blockchain sichergestellt. Der Nachteil dieses Verfahrens ist allerdings der enorme Rechenaufwand und damit einhergehende Energieverbrauch, der durch das PoW-Verfahren ausgelöst wird.
Wechsel zu Proof of Stake für Mitte September geplant
Um den enormen Energieverbrauch um bis zu 99,95 % zu reduzieren, soll das Ethereum-Netzwerk jetzt zu „Proof of Stake“ (PoS) umgestellt werden. Das Vorhaben ist bereits seit Jahren geplant, wird immer wieder auf Testnetzwerken getestet und wurde bereits viele Male verspätet. Mitte Juli wurde nun ein neues vorläufiges Datum genannt, zu dem das Ethereum-Mainnet auf PoS umgestellt und damit der „Merge“ vollbracht werden soll: Am 19. September soll es so weit sein.
Das PoS-Verfahren basiert auf einem anderen System, bei dem die Transaktionen auf der Blockchain nicht über die Krypto-Miner, sondern durch sogenannte Validatoren geprüft werden. Diese werden mit einem finanziellen Einsatz, dem Stake, dafür belohnt, um die Sicherheit der Blockchain zu gewährleisten. Ein großer Vorteil dieses Verfahrens ist der deutlich geringere Energieverbrauch. Der Wechsel macht das Netzwerk zudem deutlich effizienter, da Transaktionen schneller abgewickelt werden können, die zudem im PoS-Verfahren günstiger durchzuführen sind. Unter anderem Solana, Cardano und BNB basieren bereits auf dem PoS-Verfahren.
Investoren sind erfreut
Die Investoren waren sichtlich über das neu verkündete Datum erfreut, denn nach der Ankündigung stieg der Wert von Ether massiv an. Könnte der Merge dabei helfen, das Vertrauen der Nutzer in Kryptowährungen zu steigern, und den Trend der weitreichenden Adoption der digitalen Assets vorantreiben? Kryptowährungen wurden über die Jahre hinweg häufig aufgrund des mit ihnen in Verbindung stehenden hohen Energieverbrauchs stark diskutiert. Doch durch die deutlich geringere Rechenleistung, die für das PoS-Verfahren benötigt wird, kann in dem Gebiet für Abhilfe gesorgt und damit bei den Menschen das Vertrauen in die digitalen Assets gesteigert werden. Nicht nur der reduzierte Energieverbrauch spricht für das PoS-System, denn auch durch die erhöhte Effizienz sowie schnellere und günstigere Transaktionen wird Ethereum einfacher zugänglich und skalierbar, was die Adoption des Netzwerks bei neuen Nutzern und Unternehmen steigern könnte.
Bei Ethereum steht „The Merge“ und damit der Wechsel zu Proof of Stake bevor, mit dem der Energieverbrauch des Krypto-Netzwerks um über 99 % reduziert werden soll. Könnte dies das Vertrauen in die digitalen Assets und die weitläufige Adoption des Netzwerks steigern? Die Zeit wird es zeigen.
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