Kreis Lippe. Der Alltag der Försterinnen und Förster des Landesverbandes Lippe war seit Beginn des Jahres 2018 von Herausforderungen geprägt, die sich keiner von ihnen gewünscht hat: Sturm Friederike und die folgenden Dürresommer verlangten von ihnen und dem gesamten Team in der Forstabteilung vor allem diese Aufgaben ab: Schadaufnahme, Auszeichnen und Fällen erkrankter und abgestorbener Fichten. Die positive, motivierende Arbeit, die sie entgegensetzten konnten, war die Wiederaufforstung der entstandenen Schadflächen. Von Herbst 2018 bis ins Frühjahr 2021 haben sie unzählige junge Bäume gepflanzt. Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast fiel nun die Ehre zu, den Millionsten Baum in diesem Zeitraum zu pflanzen. In der Nähe der Externsteine setzt er eine junge Stieleiche in den Boden.
„Unsere Kollegen und Kolleginnen in der Forstabteilung haben Enormes geleistet: Zum einen mussten sie erst Sturmholz und dann kranke und abgestorbene Fichten aus den Beständen holen, um die Verbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Viele von ihnen sahen dabei Jahrzehnte ihrer eigenen forstpraktischen Arbeit zunichtegemacht“, sagt Düning-Gast. „Zum anderen haben sie parallel dazu die Planung für die Wiederaufforstung der Kahlflächen vorangetrieben und umgesetzt, Fördergelder dafür eingeworben und Initiativen von Unternehmen, Behörden oder Privatpersonen, die selbst Bäume pflanzen wollten, betreut. Das ist eine herausragende Leistung, für die ich der gesamten Forstabteilung sehr danke.“ Dass er nun persönlich den Millionsten Baum im Zeitraum 2018-2021 pflanzen durfte, sieht Düning-Gast als i-Tüpfelchen auf der vom Forst-Team erbrachten Arbeit. „Mit der Wiederaufforstung der Flächen legen wir den Grundstein für stabile, artenreiche Mischwälder, die mit den prognostizierten Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen, die den Lippern auch künftig grüne Waldareale zu ihrer Erholung sichern, und die den nachwachsenden, CO2-neutralen Rohstoff Holz liefern für unsere Wirtschaft und Industrie.“
„Die Wiederaufforstung haben wir im Herbst 2018 – nach der Räumung der vom Sturm Friederike verwüsteten Flächen – begonnen. 2019 und 2020 ging es dann vor allem darum, die Flächen, auf denen wir vom Borkenkäfer geschädigte Fichten entnehmen mussten, mit jungen Setzligen zu bepflanzen“, erläutert Hans-Ulrich Braun, Leiter der Forstabteilung. Vor allem 2020 und nun im Frühjahr 2021 gelang den Kolleginnen und Kollegen in seiner Abteilung ein enormer Kraftakt, mit der Pflanzung von Bäumen im jeweils sechsstellige Bereich: „Im Frühjahr 2020 waren es mehr als 350.000, im aktuellen Frühjahr haben wir nochmals rund 448.000 Setzlinge in die Böden gebracht“, lobt Braun.
Gepflanzt wurden insgesamt 22 Baumarten, darunter sechs Nadelholzarten und sechszehn Laubbaumarten. Hinzu kamen an geeigneten Standorten als Ergänzung diverse Sträucher und Wildblumenstreifen. „Ziel ist, artenreiche, stabile und gesunde Mischwälder heranzuziehen, die mit geringeren Niederschlägen und Hitzesommern besser zurechtkommen, und zugleich Stürmen oder Bodenerosion aufgrund von Starkwasser gut trotzen können:
Die Fichte war und ist bei solchen Wetterlagen aufgrund ihrer flachen Wurzeln anfällig, ein Wald aus verschiedenen Baumarten mit ihren verschiedenen Wurzeltypen ist im Boden einfach besser verankert“, so Braun.
Dass nun der Millionste Baum gepflanzt werden konnte, sei auch der Unterstützung durch die Landesregierung und die Europäische Union zu verdanken: „Über den Landesbetrieb Wald und Holz NRW wurden uns diverse Fördergelder von Bund, Land und EU bewilligt, die für die Aufarbeitung der Schadflächen und den Erwerb junger Setzlinge genutzt wurden.“ Der Landesverband sorgte aber auch selbst für „Nachwuchs“: „Wir haben Eicheln von Steileichen aus dem Beller Holz in die sogenannte Lohnanzucht in eine Baumschule gegeben. Allein 165.000 Eichen aus dieser Anzucht konnten wir in diesem Jahr setzen.“ So handelte es sich bei der Millionsten Eiche, die Jörg Düning-Gast pflanzte, um einen zweijährigen Setzling aus dieser Baumschule; der junge Baum ist dank seiner Erbanlagen bestens an den Standort angepasst. Auf der Fläche an den Externsteinen wurden die jungen Eichen im Verbund mit Flatterulmen gepflanzt.
Das Aufforstungskonzept hat der Landesverband Lippe auf Grundlage der digitalen Forstlichen Standortkartierung des Landes NRW sowie des Wiederbewaldungskonzeptes NRW unter Berücksichtigung langjähriger örtlicher Erfahrung erstellt.
Gepflanzte Laubhölzer 2018-2021:
- Baumhasel
- Bergahorn
- Elsbeere
- Esskastanie
- Flatterulme
- Hainbuche
- Rotbuche
- Roteiche
- Roterle
- Spitzahorn
- Stieleiche
- Traubeneiche
- Vogelkirsche
- Walnuß
- Weißulme
- Wildobst
- Winterlinde
Gepflanzte Nadelhölzer 2018-2021:
- Atlaszeder
- Douglasie
- Europäische Lärche
- Hemlocktanne
- Japanische Lärche
- Mammutbäume
Foto: Landesverband Lippe