Unsichere Zeiten begünstigen die Popularität von Verschwörungstheorien. Nach Kriegen und Revolutionen oder im Zuge historischer Umbrüche liefern sie ein Modell, die veränderte Welt zu erklären. Das wird die Ausstellung über Verschwörungstheorien am dem 18. Mai (bis 22.3.2020) im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim, in Lichtenau-Dalheim (Kreis Paderborn) zeigen. Die Schau geht der Entstehung, Funktion und Verbreitung von Verschwörungstheorien auf den Grund und beleuchtet, warum sie heute wieder Konjunktur haben. Gezeigt werden rund 250 Exponate internationaler Leihgeber aus 900 Jahren Verschwörungsdenken.
Zu Verschwörungstheorien zählen auch der Teufelsglaube und die Hexen-Verfolgung, die insbesondere ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in Europa Verbreitung fanden. Den Hexen und Hexern – die Opfer der Hexenprozesse waren zu einem Viertel Männer – wurde unterstellt, sie hätten sich in einer “Teufelsbuhlschaft” oder einem “Teufelspakt” verschworen, um ihren Mitmenschen durch Zauberei Schaden zuzufügen, etwa durch Epidemien oder Missernten. Die Hexenverfolgungen dauerten in Europa bis ins 18. Jahrhundert an.
Ebenfalls in den Fokus von Verschwörungstheorien gerieten im Mittelalter religiöse Minderheiten, aber auch mächtige Ordensgemeinschaften wie die Templer.
Die Sonderausstellung “Verschwörungstheorien – früher und heute” zeigt bedeutende Exponate aus der Zeit der Hexenverfolgungen, unter anderem die Darstellung der “Hexen” von Hans Baldung Grien aus dem Jahr 1510. Sie fand als Holzschnitt große Verbreitung und zeigt eine Auswahl des vermeintlichen Hexentreibens: Nackte Hexen bevölkern eine diabolische Landschaft, die ein Wetterzauber bedrohlich verdunkelt. Zwischen den Knien hat eine Hexe den Zauberkessel, aus dem dichter Rauch und Hagelkörner entweichen. Daneben hebt eine Hexe ihren Becher zum Trinkspruch, eine andere hält gerupfte Vögel für den Sud bereit, die vierte hält eine brennende Fackel hoch. Zum Hexensabbat reitet die fünfte durch die Lüfte.
Die Ausstellung präsentiert weitere historische Hexendarstellungen und ein Exemplar des “Hexenhammers”, dem Standardwerk zur Hexenverfolgung, aus dem 15. Jahrhundert. Die Schau beleuchtet dabei alle Seiten der Hexenverfolgung: Neben Folterwerkzeug und der Kopie eines sogenannten Hexenhemds erlaubt sie ihren Besuchern auch einen Blick auf den handschriftlichen Brief des damaligen Bamberger Bürgermeisters an seine Tochter (1628): Im Angesicht des Todes bestreitet der unter Folter geständige “Hexer” darin seine Teilnahme am Hexensabbat. Mit der Präsentation von Friedrich Spees “Cautio Criminalis” (1632) kommen auch die Gegner der Hexenverfolgung zu Wort.
Foto: © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.