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Kreis Paderborn

Mordkommission im Fall Frauke Liebs wird aufgelöst – 700 Spuren sind bis Ende Juni abgearbeitet

Frauke Liebs

(mb) Etwa ein Jahr nach dem Verschwinden der später tot aufgefundenen Frauke Liebs (21) stehen die Ermittlungen der 11-köpfigen Mordkommission vor dem vorläufigen Abschluss. Ein Tatverdächtiger konnte bislang nicht ermittelt werden. Der Fall wird von der Kripo Bielefeld weiter verfolgt.

Kriminalhauptkommissar Ralf Östermann, Leiter der Mordkommission: “Die Ausgangslage dieses Tötungsdelikts war für die Mordkommission aufgrund der schlechten Spurenlage sehr schwierig. Im Zuge der Ermittlungen haben sich jedoch einige viel versprechende Untersuchungsgrundlagen ergeben, die den monatelangen Einsatz der Kommission erforderlich machten, um sämtliche Spuren gründlich abzuarbeiten.”

Am 20. Juni 2006 hatte die junge Schwesternschülerin aus Paderborn im “Irish Pub” in der Paderborner Libori Galerie mit Freunden ein WM-Fußballspiel angeschaut. Gegen 23.00 Uhr hatte sie sich alleine auf den Heimweg zu ihrer Wohnung an der Borchener Straße aufgemacht. Die 21-Jährige kam dort nicht an. Ihre Mutter erstattete am Tag darauf Vermisstenanzeige bei der Polizei. Niemand konnte sich das plötzliche Verschwinden der als zuverlässig geltenden Auszubildenden erklären.

In der ersten Woche nach ihrem Verschwinden meldete sich Frauke Liebs einige Male über ihr Handy bei Bekannten und Verwandten. Die Kontakte mit der Vermissten rissen am 27. Juni 2006 ab. Sämtliche vom Kommissariat 11 der Paderborner Polizei geführten Ermittlungen und eine groß angelegte Öffentlichkeitsfahndung brachten keine Hinweise auf den Verbleib der jungen Frau.

Ein Jäger fand die Leiche von Frauke Liebs am Abend des 4. Oktober 2006 in einem Waldstück bei Herbram-Wald. Noch am selben Abend wurde die Paderborner Staatsanwaltschaft und die Kriminalhauptstelle der Bielefelder Polizei eingeschaltet.

Staatsanwalt Ralf Vetter: “Am Fundort der stark skelettierten Leiche konnten keine beweiserheblichen Spuren, die auf einen Tatverdächtigen hinwiesen, gefunden werden. Bis heute fehlen noch persönliche Gegenstände des Opfers: ein Nokia-Handy, eine Fossil-Armbanduhr und eine schwarze Handtasche.”

In den folgenden Wochen sammelte die aus sieben Bielefelder und vier Paderborner Kriminalbeamtinnen und -beamten bestehende “MK Lichtenau” Hinweise und recherchierte im Umfeld des Opfers. MK-Leiter Ralf Östermann: “Das Opfer pflegte zahlreiche Bekanntschaften mit Männern und Frauen per Internet-Chat und E-Mail. Weit über 100 solcher Kontaktpersonen wurden ermittelt und überprüft.”

Insgesamt hat die Mordkommission bis heute etwa 1000 Personen kontaktiert und befragt oder vernommen.

Die Spurenakten der Mordkommission, knapp 150 Spuren hatte die Paderborner Kripo in der Vermisstensache bis zum Leichenfund bereits angelegt, wuchsen insbesondere nach dem Fahndungsaufruf im ZDF bei der Sendung “Aktenzeichen XY” Anfang November 2006 und einer erneuten Öffentlichkeitsfahndung Anfang 2007 erneut an.

Im Januar hatte die MK aufgrund des Untersuchungsergebnisses von Experten des Landeskriminalamts, die eine so genannte operative Fallanalyse in wochenlanger Kleinstarbeit erarbeitet hatten, neue Ermittlungsansätze gewonnen.

Demnach, und davon sind Östermann und Vetter auch heute noch überzeugt, muss der Täter Frauke Liebs in der Nacht ihres Verschwindens in den Raum Nieheim verschleppt und dort etwa eine Woche versteckt gehalten haben.

Die zahlreichen Hinweise aus der Bevölkerung führten die Ermittler allerdings nicht zu einem Versteck oder Tatverdacht. Östermann: “Im Zuge der Ermittlungen hatte sich gegen fünf Männer ein Anfangsverdacht ergeben. Die Spurensuche und insbesondere die hieb- und stichfesten Alibis schlossen den Tatverdacht nach intensiven Untersuchungen jedoch eindeutig aus.”

Ein Wust von mehreren tausend Datensätzen, der sich aus den gespeicherten Festnetz- und Mobiltelefonverbindungsdaten ergab, musste verglichen und ausgewertet werden. Auch daraus ergaben sich überprüfenswerte Hinweise auf Personen, die zumindest als Zeugen in Frage kamen.

Bis heute hat die Mordkommission mit etwa 700 Spurenakten einen kompletten Aktenschrank gefüllt. Als Spur bezeichnen die Kriminalisten jeden Ermittlungsansatz, der entstanden aus Tatortspuren (Fingerabdrücken etc.), Zeugenhinweisen oder anderen Informationen, im unmittelbaren Tatzusammenhang stehen kann. Bis auf 40 sind diese Spuren zum jetzigen Zeitpunkt abgearbeitet worden. Die letzten Spuren, so Östermann, werden bis Ende Juni aus ermittelt sein.

Ob sich darunter noch die wirklich heiße Spur verbirgt, weiß auch der Leiter der Mordkommission nicht. “Jede einzelne Spur hatte für uns die gleiche Qualität. Hinter jedem Hinweis konnte sich ein Tatverdächtiger oder eine beweiserhebliche Information verbergen”, so Östermann. Damit erklärt der MK-Leiter auch die hohe Motivation seiner Kriminalbeamten.

“Letztendlich fehlt uns der Zeuge, der das Opfer und den Täter zusammen gesehen hat”, erklärt Staatsanwalt Ralf Vetter. Der Kapitaldezernent weiter: “Nach einem Jahr kann sich niemand an Situationen erinnern, denen er damals keine Beachtung geschenkt hatte, weil nichts Auffälliges passiert ist.”

Auch wenn die Mordkommission in den kommenden 14 Tagen aufgelöst wird, sind die Ermittlungen selbstverständlich nicht beendet. “Mord verjährt nie”, sagt Staatsanwalt Vetter und macht noch mal deutlich: “Viele für lange Zeit ungelöste Tötungsdelikte konnten Jahre später aufgeklärt werden.”

Die ausgesetzte Belohnung in Höhe von insgesamt 7.500 Euro für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat weiterhin bestand.

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