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Geschichte

125 Jahre Denkmalpflege in Westfalen

LWL-Denkmalpfleger feiern Jubiläum mit sorgenvollem Blick in die Zukunft

Münster (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat am Dienstag (4.4.) in Münster das Jubiläum der amtlichen Denkmalpflege in Westfalen mit über 100 Teilnehmern aus Politik, Denkmalpflege, Kultur und Architektur gefeiert. Dabei schauten die Denkmalexperten nicht nur auf die Entwicklungen in den vergangenen 125 Jahre zurück, sie blickten auch wegen der zusammengestrichenen Landesförderung sorgenvoll in die Zukunft.

"Unsere Denkmalpflege speichert Wissen zur gebauten Umwelt. Sie spielte schon eine herausragende Rolle, als sie nach ihrer Gründung 1892 erste Denkmäler erfasste", sagte LWL-Direktor Matthias Löb. "Eine Vorreiterrolle hatte sie auch, als mit der Dortmunder Zeche Zollern das erste deutsche Industriedenkmal unter Schutz gestellt wurde oder als sie in jüngster Vergangenheit alle Nachkriegskirchen erfasste und auf ihre Denkmalwürdigkeit hin prüfte. Diese werden zunehmend nicht mehr für Gottesdienste gebraucht und sind vom Abriss bedroht."

Gerade für die Eigentümer jüngerer Denkmäler, zu denen neben Kirchen und Industriebauten auch Verwaltungsgebäude und Schulen gehören, seien die LWL-Denkmalpfleger wichtige Berater, wenn es um eine Sanierung, um die Suche nach neuen Nutzungen oder um eine zeitgemäße und zugleich denkmalverträgliche Modernisierung gehe. "Doch das wird immer schwieriger, denn das Land hat seine Denkmalzuschüsse von jährlich zwischen 12,5 und 14,2 Mill. Euro in den Jahren 2005 bis 2010 Euro auf 1,7 Millionen Euro heruntergefahren. Deshalb mache ich mir Sorgen um die geschichtsträchtigen Denkmäler, aber auch um die Fachbetriebe im Handwerk und um den Tourismus", so Löb.

Denkmalpflege ist laut LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens im Wesentlichen eine Zukunftsaufgabe, "weil wir das bauliche Erbe für die nachfolgenden Generationen erhalten wollen." Standen vor 125 Jahren Schlösser, Burgen, Rathäuser und Kirchen des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Fokus des damaligen Provinzialkonservators, untersuchen die LWL-Denkmalpfleger heute auch Bauten der Industrie, bürgerliche Villen und die Wohnhäuser der "kleinen Leute" bis in die 1960er- und 70er-Jahre hinein auf ihren Denkmalwert. "Weder Alter noch Schönheit bestimmen alleine, ob es sich bei einem Objekt um eine Denkmal handelt. Gerade wenn es aber um den Erhalt von ungewöhnlichen oder besonders jungen Baudenkmälern geht, kann es im Einzelfall zu strittigen Diskussionen kommen. Denen stellen wir uns aber gerne, weil uns die Akzeptanz der lokalen Politik und die Unterstützung der Bürger sehr wichtig sind", so Mertens.

"Das kann aber nicht gelingen, wenn die Fördermittel des Landes auf so niedrigem Niveau bleiben", so Löb weiter. "Wir können heute sagen: Die Umstellung von Zuschüssen auf Darlehen hat sich nicht bewährt. Gegenwärtig lässt das Landesbauministerium prüfen, welche Auswirkungen sich aus der Umstellung ergeben haben. Ich hoffe, dass wir in diesem Prozess mit unseren guten Argumenten durchdringen."

Hintergrund

1992 wurden noch umgerechnet 35,4 Mio. Euro für Bau- und Bodendenkmalpflege in NRW zur Verfügung gestellt, 2012 waren es nur noch ca. 14 Mio. Euro, wobei die Sonderförderungen für den Kölner Dom und die Wuppertaler Schwebebahn hier enthalten sind. Bereinigt wurden nur ca. 11,4 Mio. Euro bereitgestellt. Eine drastische Kürzung der Zuschuss-Förderung kam 2014, so dass nur mehr etwa 4 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Für die Baudenkmalpflege bleiben knapp 1,2 Mio. Euro, ab 2016 ca. 1,7 Mio. Euro. Gleichzeitig werden 60 Mio. Euro an Darlehen bereitgestellt.

Die weitgehende Umstellung der Förderung auf Darlehen seit 2013 ist in Zeiten niedriger Zinsen grundsätzlich wenig attraktiv und wird kaum als Förderung und Anreiz für eigene Investitionen wahrgenommen. Die seit 2013 bereit gestellten Mittel für zinsgünstige Förderdarlehen der NRW-Bank werden in ganz Westfalen-Lippe für Maßnahmen an Baudenkmälern kaum in Anspruch genommen.

Forschungsprojekt zu romanischer Wandmalerei

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung in Münster präsentierten die LWL-Denkmalpfleger das Forschungsprojekt "Bildwelten – Weltbilder" zur Romanischen Wandmalerei in Westfalen. Seit 2012 haben sie romanische Wandmalereien in 13 Kirchen vom Gerüst aus erfasst, kartiert und untersucht. Ein Buch, ein Film, ein Internetauftritt und eine Wanderausstellung stellen nun die Ergebnisse des Projektes vor.

Die Wanderausstellung der LWL-Denkmalpflege ist in der Bürgerhalle des LWL-Landeshauses eröffnet worden und noch bis zum 20. April dort zu sehen (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr). Anschließend tourt die Ausstellung zu sieben verschiedenen Orten in Westfalen-Lippe.

"Mit zahlreichen hochausflösenden Fotos ermöglicht die Ausstellung spannende Detailansichten der Malereien, die vor Ort dem Betrachter oft weit entrückt sind", erklärt Projektmitarbeiterin Dr. Anna Skriver. Projektleiter Dr. Dirk Strohmann: "Das Forschungsprojekt hat außerdem die Grundlage dafür geschaffen, die Wandmalereien auch für zukünftige Generationen zu erhalten. So wurden einige dringend notwendige Konservierungsmaßnahmen angestoßen und begleitet."

Hintergrund Romanische Wandmalerei

Was haben die Menschen geglaubt und wie führten sie ihr Leben? Wie haben die Wandmaler gearbeitet und auf welche Vorlagen haben sie zurückgegriffen? Welche Geschichte haben die Wandmalereien in den folgenden fast 800 Jahren erlebt? Diese Fragen waren Anlass zu dem mehrjährigen Forschungsprojekt, das 13 westfälische Kirchen umfasste. Diese Kirchen befinden sich in Bad Sassendorf-Lohne , Bad Sassendorf-Weslarn (beide Kreis Soest), Balve (Märkischer Kreis), Bochum-Stiepel, Dortmund-Brechten, Dortmund-Wellinghofen, Lippstadt (Kreis Soest), Lügde (Kreis Lippe), Paderborn-Neuenbeken, Schmallenberg-Berghausen, Schmallenberg-Wormbach (Hochsauerlandkreis), Soest, und Soest-Ostönnen. Die Kirchen sind bis auf die Nikolaikapelle in Soest Pfarrkirchen.

Wandmalereien gehören zum ältesten Kulturgut, wie bereits rund 33.000 Jahre alte Höhlenmalereien beweisen. Im europäischen Mittelalter erlebte diese Technik seit karolingischer Zeit einen neuen Aufschwung. Die Malereien wurden direkt mit den Wänden verbunden und somit zu einem Teil der Architektur. Die Farben bestimmen neben den architektonischen Formen das innere Erscheinungsbild einer Kirche. Dabei werden einzelne Elemente wie Pfeiler, Kapitelle und Bögen durch Farbe besonders betont, verziert und hervorgehoben. Die Modellierung der Körper wie die der Gewänder ist in allen Fällen sehr variantenreich.

Im Mittelalter herrschte in Europa ein anderes Weltbild, als wir es heute kennen: Das Leben auf Erden wurde nur als Zwischenstation betrachtet. Es galt, möglichst christlich und fromm zu leben, um das ewige Leben nach dem Tod zu erwerben. Diesen Gedanken war nicht nur alles Handeln unterstellt, sondern sie spiegeln sich bis heute im christlichen Themenrepertoire der Kunst jener Zeit.

Ausstellungstermine

Münster, LWL-Landeshaus, Bürgerhalle
4.4.2017-20.4.2017

Bochum, Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
4.5.2017-25.6.2017

Brakel, Stadtmuseum
2.7.2017-27.8.2017

Werl, Museum Forum der Völker
8.9.2017-29.10.2017

Attendorn, Südsauerlandmuseum
5.11.2017-7.1.2018

Schmallenberg-Holthausen,
21.1.2018-11.3.2018

Schieferbergbau- und Heimatmuseum

Warstein, Museum Haus Kupferhammer
18.3.2018-13.5.2018

Paderborn, Stadtmuseum
20.5.2018-15.7.2018

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