Mit dem "Rossika"-Chor durch vier Epochen russischer Kirchenmusik
Paderborn. Für Musikfreunde ist es immer wieder ein besonderes Ereignis, wenn der Kammerchor "Rossika" der Sankt Petersburger Philharmonie durch eine Kooperation der Deutsch-Russischen Gesellschaft Paderborn und des Forums Russische Kultur zu Konzerten in unsere Region kommt. Am Mittwoch dem 9. November 2016 tritt er um 19.30 Uhr mit einem außergewöhnlichen Programm in der Paderborner Marktkirche am Kamp auf, das durch vier Epochen orthodoxer liturgischer Musik führt.
"Rossika" wurde vor 40 Jahren von der damals 30-jährigen Musikwissenschaftlerin Dr. Valentina Kopylova-Panchenko in Leningrad gegründet, dessen Leiterin sie seitdem ununterbrochen ist. Die wegen ihrer Forschungen zur russischen Musik des 17. und 18. Jahrhundert und ihrer zahlreichen Wettbewerbserfolge als "Verdiente Künstlerin Russlands” ausgezeichnete Künstlerin ist Autorin einer "Anthologie der russischen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts” sowie zahlreicher anderer Werke. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Mitglieder ihres Chores, der heute zu den anerkannt besten in Russland zählt.
Der Chor begann seine künstlerische Tätigkeit während der Konzertsaison 1976 – 1977 unter dem Namen "Ensemble der alten russischen Musik" in der Akademischen Michael I. – Glinka – Kapelle in St. Petersburg. Dank schöpferischer Zusammenarbeit mit den "Patriarchen" und Gründern des Studiengangs "Russische Geistliche Musik" trat der Chor erstmals in Leningrad mit Werken altrussischer Kunst auf. Als "Rossika" gastierte er auf der Bühne des "Kleinen Saals der Mikhail Glinka – Philharmonie” in Leningrad im Rahmen des "Festivals der alten Musik". In mehreren Jahren der Zusammenarbeit mit dem "Kleinen Saal” wurden historische und schöpferisch interessante Programme erarbeitet, unter anderem eine umfangreiche Konzertreihe "Das Jahrtausend der Taufe Russlands".
In den letzten Jahrzehnten arbeitet "Rossika" mit der Konzert-Agentur "Petersburg-Konzert" zusammen, dank deren Möglichkeiten und Kreativität eine ganze Reihe einzigartiger Programme gestaltet wurden, darunter eine musikalisch-literarische Inszenierung des berühmten Regisseurs Alexander Sokurow "Mozart und Salieri", Mozarts "Requiem", sowie Theater-Aufführungen mit Gesang und Chor "Russischer Norden". Die letzte Inszenierung des Chores mit dem Ensemble des "Petersburg-Konzerts" ist die Oper von André-Ernest-Modeste Grétry "Richard Löwenherz", aufgeführt im Schloss Peterhof. In der laufenden Konzertsaison beteiligt sich "Rossika" an einem internationalen Projekt "Oper für Alle", in dem "IL Trovatore" von Guiseppe Verdi und"Fidelio" von Ludwig van Beethoven inszeniert werden, was dem Chor hohe Anerkennung beim Publikum und in der Presse brachte.
Schwerpunkt des Paderborner Programms ist der russische Kirchengesang, der exemplarisch aus vier Epochen dargeboten wird, angefangen mit Altrussischen Gesängen des 17. Jahrhunderts, die sowohl mehrstimmige demestemische, also volksmusikalische Anklänge enhaltene Beispiele, als auch Snamennyj Gesänge, also Gegenstücke zur westlichen Gregorianik, umfassen. Es folgen acht- und 12-stimmige Chorwerke des Moskauer Barock des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Epoche des Übergangs zum Klassizismus des 18. Jahrhunderts wird durch Werke von Bortnjanskij und Degtjarjov dargestellt. Verteter der Klassik des 19. Jahrhunderts sind schließlich unter anderem Tschaikovkij, Tschesnokov und Rachmaninov, deren Chorgesänge im Gegensatz zu den vorhergehenden Epochen zum Teil um Soloeinlagen ergänzt werden. Abgerundet wird das anspruchsvolle liturgische Programm durch russische Volkslieder und Romanzen.
Abweichend von der Ankündigung im Jahresprogramm der Deutsch-Russischen Gesellschaft findet das Konzert am 09.11. erst um 19:30 Uhr (nicht um 19:00 Uhr) statt. Einlass ist ab 19:15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
